Vergangene Woche durfte ich für die Wochenzeitung "dieWoche Graz" ein Interview zum Thema Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel geben. Hier habe ich die wesentlichen Fragen zusammengefasst.
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel werden übermäßig angeboten - brauchen wir die alle wirklich oder haben wir einfach nur verlernt, richtig zu essen?
Im österreichischen Ernährungsbericht 2017 geht hervor, dass die empfohlene Menge an pflanzlichen und somit vitaminreichen Nahrungsmitteln kaum erreicht wird. Dementsprechend erreichen Frauen und Männer beim Obstverzehr nur die Hälfte der Empfehlung (zwei Portionen Obst, etwa 250 Gramm). Hinsichtlich der empfohlenen Gemüsezufuhr von drei Portionen (etwa 350 – 400 Gramm) wird nur ein Drittel dieser Menge erreicht.
Das heißt im Klartext, dass die Österreicherinnen und Österreicher zu wenig an nährstoffreichen Nahrungsmitteln zuführen. Die Konsequenz daraus: Nährstoffmängel. Im Durchschnitt werden in etwa sechs Nährstoffmängel mit einer omnivoren Ernährung (Ernährung mit Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch) entwickelt.
Das Ernährungsverhalten ist in Österreich somit stark verbesserungswürdig und die positive Wirkung auf unseren Körper, welche ausgewogene Ernährung mit sich bringt, wird dadurch nicht zur Gänze ausgeschöpft. Der Organismus, der Stoffwechsel, unsere Hirnleistung usw. benötigen täglich eine individuelle Nährstoffzufuhr um ihre Leistung erbringen zu können. Wird der Nährstoffbedarf jedoch nicht gedeckt, fördert dies die Entwicklung von Erkrankungen. Symptome wie Müdigkeit, Magen-Darm-Probleme, Kopfschmerzen, Haarausfall, Heißhungerattacken usw. sind keine Seltenheit bei Nährstoffmängeln.
Nahrungsergänzungsmittel sollen nur in bestimmten Situationen (z.B. Mangel, Schwangerschaft, bestimmten Erkrankungen usw.) eingesetzt werden. Bei Mangelerscheinungen, wie z.B. Eisenmangel, Vitamin-D-Mangel, welche von einem Arzt durch eine Blutuntersuchung erhoben werden können, muss dieses Defizit durch Nahrungsergänzungen wieder aufgestockt werden. Dies sollte aber auf jeden Fall in Absprache mit einem Arzt erfolgen. Wenn auf eine genussvolle und vielseitige Ernährung geachtet wird, kann auf meist teure Nahrungsergänzungen verzichtet werden – lieber öfter in den Obst- und Gemüsekorb greifen als zu einer Vitamintablette - schmeckt auch viel besser.
Tropfen, Tabletten und mehr: Ernährung scheint immer komplizierter zu werden. Welche Tipps haben Sie, um sich in diesem Dschungel der Ratschläge noch zurechtzufinden?
Je einfacher umso besser. Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit sowie Gesundheit sollen dabei immer im Vordergrund stehen. Es gibt keine bestimmte Ernährungsrichtlinie welche über jeden Menschen gestülpt werden kann. Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche und Anliegen. So kann eine omnivore Ernährung (Ernährung mit Milchprodukten, Eiern, Fleisch und Fisch), wie eine vegetarische (ohne Fleisch und Fisch), vegane Ernährung (pflanzliche Ernährung) aber auch flexitarische (überwiegend vegetarisch und nur selten Fleisch und Fisch) oder flexigane Ernährung (überwiegend vegan und nur selten tierische Produkte jedoch ohne Fleisch und Fisch) optimal gestaltet werden. Eine Wohlfühl-Ernährung bedeutet für mich: Lebensmittelvielfalt genießen! Je bunter umso besser. Das oberste Gebot einer gesunden Ernährung ist und bleibt: Abwechslungsreich essen und dabei überwiegend pflanzliche Lebensmittel verzehren. Je vielfältiger die Nahrungsmittelauswahl, desto geringer ist das Risiko an Mangelerscheinungen zu leiden und umso besser wird unser Körper versorgt, kann seine Leistung erbringen. Dabei darf natürlich auch das ein oder andere Gusto-Stückerl nicht verwehrt bleiben.
Alles Liebe,
Diätologin Yasmin
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