Warum Stress das Abnehmen blockiert – besonders in der Prämenopause
- Yasmin Eder
- 12. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Viele Frauen ab 35 erleben, dass sie trotz gesunder Ernährung und Bewegung kaum noch abnehmen – oft im Gegenteil: das Gewicht steigt. Ein wesentlicher, aber häufig übersehener Faktor ist chronischer Stress. Besonders relevant wird das bei Hashimoto-Thyreoiditis, Schilddrüsenunterfunktion, Fettleber und in der Prämenopause.
Stress und Cortisol – was im Körper passiert
Chronischer Stress führt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse zu einer dauerhaften Ausschüttung von Cortisol. Dieses Stresshormon hat zahlreiche Auswirkungen auf den Stoffwechsel:
Hemmung der Umwandlung von T4 zu T3 – die Schilddrüsenfunktion wird gehemmt.
Förderung der Insulinresistenz.
Verstärkte Fetteinlagerung, vor allem im Bauchbereich.
Reduktion der Schlafqualität und des Erholungsvermögens.
Diese Effekte wirken sich direkt auf den Energieverbrauch und die Gewichtsentwicklung aus – besonders bei bereits vorhandenen hormonellen Ungleichgewichten.
Besondere Herausforderungen bei Hashimoto, Fettleber und Prämenopause
Frauen mit Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion haben bereits einen verlangsamten Stoffwechsel. Durch chronischen Stress wird dieser zusätzlich gehemmt, da Cortisol die Umwandlung des Speicherhormons T4 in das aktive T3 blockiert. Gleichzeitig wird mehr Reverse-T3 gebildet – eine inaktive Form, die den Stoffwechsel weiter ausbremst.
Auch bei Fettleber zeigt sich eine verstärkte Stressanfälligkeit: Cortisol fördert die Glukoneogenese und Lipogenese in der Leber, was die Leberverfettung verschärfen kann.
In der Prämenopause sinkt außerdem der Progesteronspiegel – ein Hormon mit beruhigender und schlaffördernder Wirkung. Weniger Progesteron bedeutet mehr Stressreaktionen und schlechtere Schlafqualität. Das macht Frauen in dieser Lebensphase besonders anfällig für chronischen Stress und seine metabolischen Folgen.
Warum weniger essen oft das Gegenteil bewirkt
Ein weit verbreiteter Fehler bei Stress und Abnehmen in der Prämenopause und Co: Kalorienzufuhr weiter zu reduzieren oder noch mehr Sport zu machen. Beides erhöht den körperlichen Stress zusätzlich – Cortisol steigt weiter an. Der Körper reagiert darauf mit verstärkter Fetteinlagerung, Muskelabbau und Heißhunger.
Insbesondere bei Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion, hormoneller Dysbalance oder Insulinresistenz kann dieser Ansatz langfristig kontraproduktiv wirken.
Was wirklich hilft – Strategien gegen Stress und für nachhaltige Gewichtsregulation
Stressreduktion gezielt einbauen: z. B. mit Atemübungen, Spaziergängen, progressiver Muskelentspannung oder Meditation.
Nährstoffe auffüllen: Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und ausreichend Protein unterstützen das hormonelle Gleichgewicht.
Zyklische Ernährung berücksichtigen: In der zweiten Zyklushälfte oder in der Prämenopause kann eine gezielte Anpassung von Kohlenhydraten und Aminosäuren helfen, das Nervensystem zu stabilisieren.
Sanfte Bewegung statt Hochintensivtraining: Moderate Bewegung senkt nachweislich Cortisol und verbessert die Schlafqualität.
Individuelle Ernährungstherapie: Eine ganzheitliche Begleitung, die Hormone, Stoffwechsel und Lebensstil miteinbezieht, ist entscheidend für nachhaltige Erfolge.
Fazit
Chronischer Stress ist einer der häufigsten, aber am meisten unterschätzten Gründe für stagnierendes Gewicht – vor allem bei Frauen in der Prämenopause oder mit Hashimoto, Fettleber und Insulinresistenz. Die hormonellen Zusammenhänge sind gut untersucht: Cortisol beeinflusst Schilddrüse, Leberstoffwechsel, Insulinwirkung und Fettverteilung.
Ein reines Kaloriendefizit reicht in diesen Fällen nicht aus. Stattdessen braucht es einen ganzheitlichen Blick auf Stress, Schlaf, Hormone und Ernährung. Wer nachhaltig abnehmen will, sollte nicht nur auf den Teller schauen – sondern auch auf den Lebensstil.
Quellen
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