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Heißhunger in der Hormonfalle: Warum du nicht willensschwach bist, sondern dein Körper Schutz sucht

  • Autorenbild: Yasmin Eder
    Yasmin Eder
  • 2. Juli
  • 3 Min. Lesezeit
Schokolade-Stücke aufeinander gestapelt

Heißhunger – besonders abends oder vor der Periode – ist ein häufiges Thema unter Frauen, die mit hormonellen Dysbalancen wie Hashimoto, Insulinresistenz oder in der Perimenopause leben. Viele fühlen sich nach solchen Essattacken frustriert und glauben, es fehle ihnen an Disziplin oder Willenskraft. Die Wahrheit ist: Heißhunger ist oft ein biologisches Signal deines Körpers – ausgelöst durch hormonelle, nervliche und stoffwechselbezogene Prozesse.



Was ist Heißhunger – und wie entsteht er?

Heißhunger ist kein „normaler“ Hunger. Er:

  • tritt plötzlich auf,

  • betrifft meist bestimmte Lebensmittel (z. B. Süßes oder Salziges),

  • ist mit einem inneren Drang verbunden.


Ausgelöst wird er unter anderem durch:

  • instabile Blutzuckerwerte,

  • dauerhaft erhöhtes Cortisol (Stresshormon),

  • gestörte Hormonachsen (z. B. Leptin, Ghrelin, Insulin),

  • unzureichende Energiezufuhr tagsüber oder

  • emotionaler Hunger (dazu mehr in einem anderen Artikel).


Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion, Insulinresistenz oder Fettleber sind besonders betroffen, weil diese Zustände die Regulation von Hunger und Sättigung im Gehirn beeinflussen.



Heißhunger und Hormone als Auslöser: Cortisol, Insulin & Co.


1. Cortisol – der Stresshunger

Chronischer Stress erhöht Cortisol dauerhaft – was das Verlangen nach schnellen Kohlenhydraten steigert. Der Körper will sich so vor „Gefahr“ schützen.


2. Insulinresistenz – das ständige Auf und Ab

Wer oft zuckerreich oder unausgewogen isst, hat schwankende Blutzuckerwerte. Der darauffolgende „Tiefpunkt“ löst massiven Heißhunger aus – ein Schutzmechanismus des Gehirns.


3. Östrogenschwankungen – besonders in der Perimenopause

Östrogen beeinflusst die Serotoninbildung. Sinkt es (z. B. in der Lutealphase oder Menopause), sinkt auch die Stimmung – und mit ihr die Kontrolle über das Essverhalten.



Zusätzliche hormonelle Hintergründe


Leptinresistenz: Der stille Saboteur

Leptin signalisiert Sättigung. Ist der Körper resistent dagegen (z. B. durch Übergewicht, Schlafmangel, chronischen Stress), bleibt das Signal aus. Die Folge: dauerhafter Appetit trotz Energiereichtum.


Progesteronmangel: Süßhunger und schlechter Schlaf

Ein Mangel an Progesteron macht unruhig, reizbar und schläft sich schlechter – besonders in der zweiten Zyklushälfte oder bei Beginn der Wechseljahre. Der Körper sucht Entspannung – oft in Zucker.


Serotoninmangel: Warum du zu Kohlenhydraten greifst

Serotonin ist der Neurotransmitter für Gelassenheit und Impulskontrolle. Sinkt er (z. B. durch Stress oder Östrogenmangel), entstehen klassische Heißhungerattacken auf kohlenhydratreiche Lebensmittel.



Warum abends alles zusammenkommt

Der Körper ist schlau – aber auch kompromisslos. Wer tagsüber zu wenig isst, Mahlzeiten auslässt, keinen Rhythmus hat oder nur auf Kaffee und Snacks setzt, wird abends „eingeholt“:

  • Die Leber ist ausgelaugt,

  • der Blutzucker instabil,

  • das Gehirn hungrig auf Energie – und Sicherheit.

Das hat nichts mit Willensschwäche zu tun. Es ist Biochemie.



Weitere Heißhunger-Auslöser im Alltag

  • Keine Proteine oder gesunden Fette in den Mahlzeiten

  • Frühstück auslassen

  • Kaffee + Zucker am Nachmittag

  • Kalorienmangel durch Diäten

  • Dauerbelastung ohne Pausen


Studien zeigen, dass wiederholte Diäten die Schilddrüsenfunktion dämpfen und durch Cortisol die Appetitregulation stören.



3 wissenschaftlich fundierte Strategien gegen Heißhunger


1. Regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten

  • 3 Hauptmahlzeiten mit Fokus auf Eiweiß, Fette und Ballaststoffe

  • Ggf. ein proteinreicher Snack am Nachmittag (z. B. Hummus mit Gemüsesticks)

  • Besonders wichtig: ein gutes Frühstück


2. Stressreduktion & Genussrituale

  • Rhythmus, Pausen, Achtsamkeit beim Essen

  • Bewusste kleine Auszeiten → senken Cortisol

  • Genuss statt Verzicht


3. Nährstoffversorgung & Mikronährstoffe

  • Magnesium (z. B. aus Kürbiskernen, grünem Gemüse)

  • B-Vitamine, Zink, Selen (z. B. aus Linsen, Fisch, Nüssen)

  • Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Leinsamen, Algenöl, fettem Fisch)



Weitere alltagstaugliche Empfehlungen


Zucker bewusst statt heimlich

Zucker verbieten bringt meist nichts. Geplante, bewusste Genusseinheiten wirken entspannender als Verzicht:

  • Ein Stück Schokolade nach dem Essen

  • Ein Dessert am Wochenende – mit Genuss, ohne Schuld


Magnesiummangel beheben

Magnesiummangel ist ein häufiger (übersehener!) Trigger bei Stress, Insulinresistenz und Schlafstörungen. Eine ausreichende Versorgung stabilisiert das Nervensystem und kann Heißhunger abmildern.



Fazit

Heißhunger ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein biologisches Signal deines Körpers. Wer die Sprache des Körpers versteht, kann Heißhunger begegnen – nicht mit Kontrolle, sondern mit Struktur, Nährstoffen und Selbstfürsorge. Besonders Frauen mit hormonellen Ungleichgewichten profitieren von regelmäßiger Ernährung, Mikronährstoffversorgung und achtsamen Genussmomenten.




Quellen & Studien:

  1. Wurtman, R. J., et al. (2003). “Stress and eating: A neurochemical perspective.” Nutrition.

  2. Lustig, R. H. (2013). Fat Chance: The Hidden Truth About Sugar, Obesity and Disease.

  3. Adam, T. C., & Epel, E. S. (2007). “Stress, eating and the reward system.” Physiology & Behavior.

  4. Ludwig, D. S. (2002). “The glycemic index: physiological mechanisms relating to obesity, diabetes, and cardiovascular disease.” JAMA.

  5. Brinton, R. D. (2008). “Estrogen regulation of glucose metabolism and mitochondrial function.” Ann NY Acad Sci.

  6. Leidy, H. J., et al. (2015). “The role of protein in weight loss and maintenance.” Am J Clin Nutr.

  7. Epel, E., et al. (2004). “Stress may add bite to appetite in women.” Psychoneuroendocrinology.

  8. National Institutes of Health – Office of Dietary Supplements.

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